Das Gedicht zum 20-jährigen

Zum 20-jährigen Jubiläum des Treysaer Karnevals hat Karl Zulauf, Gründervater des KKdLT, im Jahre 1978 folgendes Gedicht verfasst:

Vergangen sind jetzt zwanzig Jahr
Seit Achtundfünfzig im Februar
Monatsanfang. Rathaus. Telefon -
und damit begann die Geschichte schon.

Vom Bürgermeister drum gebeten,
mit Landrat Heinrich Kohl zu reden,
fragt dieser, ob denn unsre Stadt
'ne Karnevalsgesellschaft hat.

Obwohl ich darauf sagte "nein",
meint er, mir fiele schon was ein.
Ich könnte 's doch organisieren
'nen Treeser Elferrat improvisieren.

"Ich erwart' Euch am Rosenmontagsball
in Frankenberg zum Karneval!
Bring bitte auch noch für die Bütt'
so eins, zwei Büttenredner mit. Für schriftliche Einladung - nicht vergessen -
senden Sie mir recht bald die Adressen.

"Bis dann!" sprach er und: "Auf Wiedersehn!"
Das war ja ein Ding! Jetzt muss was geschehn!
Das Telefon glühte und nach ein paar Stunden
hatt' ich Auto- und Mitfahrer genug gefunden.

Nebst Sugust Menzler sagten im Nu
Fritz Schmerer und Karl Mantel zu,

Hans Kissel und der Dieterts Werner,
Herbert Lambrecht sowie ferner
gab sein Ja-Wort Günter Schmalz
und manch anderer. Jedenfalls
hat ich zusammen die elf Männer.
Doch ist - das weiß der Faschingskenner -
in jedem Elferrat vonnöten
ein Mensch zum Präsidieren und Reden.

Die Schnauze hat nicht jedermann.
Ich frug mich also, wer das kann
und sah mir meine Liste an,
entdeckte bald den Zimmermann,
der im Beruf seinen Meister steht,
bei dem das Mundwerk immer geht;
Humor, das wußt ich, hat er auch
und steht auch niemals auf dem Schlauch.

Ich hör den Herbert heut noch lachen:
"Ach, Karlchen, das kann ich nicht machen,
da hab' ich keine Ahnung von!"
"Nun sei nicht so! Du kannst das schon!

Guck Dir's im Fernsehn richtig an,
Du schaffst doch, was der Mainzer kann.
Du rufst 'Helau' und stellst und vor,
Du grüßt die Frankenberger mit Humor,
ansonsten brauchst Du nichts zu machen."
"Mensch Karl, das sind doch dumme Sachen."
Kurz gesagt - ich schlug ihn breit.
Am 17. Februar war's dann soweit.

Der Bürgermeister mit Frau voran
kamen wir in Frankenberg an.
Empfang beim Landrat. Sekt und Reden.
Dann in die Halle. - Angetreten
mit schnell geliehner schwarzer Fliege
stand unsre Treeser Männerriege.

Von Frankenberg gut vorgesorgt
bekamen Narrenkappen wir geborgt;
so richtig passten diese nicht
und manchem rutschten sie ins Gesicht.

Dann Marschmusik - wir fassten Schritt,
die meisten hatten falschen Tritt.
Teils hoffend, teils mit banger Miene
erreichten wir dann auch die Bühne.

Alaaf - helau und hoch die Gläser,
Begrüßungsworte für uns Treeser,
in bunter Folge gab's Gesang und Büttenreden ... uns wurd bang!
Dann stand der Herbert seinen Mann!

Er stellte sich in Positur,
kräftige Stimme, stramme Figur.
Da wurde mir klar, in diesem Moment:
Mit ihm entdeckte ich ein Naturtalent!

Das ist ein Sitzungspräsident,
bei dem im Saale keiner pennt!
Dann gingen mutig aus unserer Mitt'
der Schmalz und ich noch in die Bütt.

Es war - ich gesteh's - keine Offenbarung,
man muss aber sammeln - am meisten Erfahrung.
Nach Ehrentrunk und Karnevalsorden
ist es dann noch sehr spät geworden.

Aber wer von uns hat in dieser Nacht
an 'nen Treeser Karneval usw. gedacht?

Doch immer kommt's, wie's kommen muss:
Der Liedertafel Vergnügunsausschuss
frug eines Tages, was ich davon halte
und ob ich auch sowas mal mitgestalte.
(Seitdem gibt's den Johannismann.)
Gemeinsam packten wir es an,
so dass in Neunundfünfzig dann
der Treeser Karneval begann.

Am Einundreißigsten Ersten
war unsere Festhall' voll zum Bersten.
Alfred Wolff sprach, der Männerchor sang,
und alles kam und alles gelang.

Starthilfe gar zwar Frankenberg,
doch Vieles war schon unser Werk.
So war auch ganz in seinem Element
Herbert Lambrecht als Präsident,
regierte Elferrat und Bühne,
als sei das schon für ihn Routine.

Wenn einem erst Erfolg beschieden,
dann ist der Mensch nicht mehr zufrieden.
So setzte August Menzler das Signal
zum eigenen Treeser Karneval:

Wir schaffen's, wir machen das ganz allein!
Und alle, alle stimmten ein.
So wurden wir in Sechzig aktiv
und weil auch diesmal alles gut lief,
gings weiter, gehts schon eine ganze Weil,
schon 20 Jahre mit Trees alleweil!

Karl Zulauf